Grundschulkinder sitzen an ihren Tischen und lernen. Die Lehrerin steht am Ende der Reihe und beugt sich zur Hilfe über eine Schülerin.

Wie eine Mannheimer Grundschule Bildungschancen verbessert

 

Um allen Kindern die gleichen Zukunftschancen zu ermöglichen, startet an der Pestalozzischule in Mannheim im Schuljahr 2017 / 2018 der „Integrative Schulcampus“.

 

Die Stadt Mannheim führt an der Grundschule Pestalozzischule gemeinsam mit verschiedenen Bildungspartnern das Lern- und Förderkonzept „Integrativer Schulcampus“ ein. Während des Projekts werden zwei Grundschuljahrgänge von der ersten bis zur vierten Klasse intensiv begleitet und bedarfsorientiert gefördert. Ziel ist es, allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen.

Zur Erprobung dieses neuen Lernansatzes greift die Stadt Mannheim für die Umsetzung auf eine soziale Wirkungspartnerschaft (engl. Social Impact Bond; SIB) zurück. Die Bertelsmann Stiftung unterstützt dieses Pilotprojekt, um neue Instrumente und Partnerschaften für mehr soziale Wirkung zu erproben und dabei einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu leisten.

Bildungsgerechtigkeit verbessern

Weit mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler an der Pestalozzischule haben ausländische Wurzeln und wachsen in nicht-deutschsprachigen Familien auf. Bei der Einschulung können dadurch bereits große Unterschiede der Sprach- und Lernstände im Vergleich zu Kindern aus deutschsprachigen Elternhäusern vorliegen. Diese Unterschiede können ohne eine gezielte Förderung kaum aufgeholt werden, oft verstärken und verfestigen sie sich sogar im Laufe der Grundschulzeit. Durch den „Integrativen Campus Pestalozzischule“ erhalten diese Kinder eine gezielte Förderung, damit sie am Ende der 4. Klasse die gleichen Bildungschancen haben wie die Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund.

Zu dem erweiterten Förderkonzept des integrativen Schulcampus zählen beispielsweise zusätzliche Unterrichtsstunden in den Kernfächern Deutsch und Mathematik und Nachmittag-AGs. Vor allem stehen die sprachliche Förderung sowie die Stärkung der Selbst- und Sozialkompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Fokus. Mit dem „Integrativen Schulcampus“ will die Pestalozzischule daher nicht nur die eigene interkulturelle Arbeit weiter verbessern, sondern auch Best-Practice-Beispiele für eine chancengerechte und bedarfsorientierte Lern- und Förderkultur an anderen Schulen in Mannheim liefern. 

Wir rechnen zukünftig mit einem steigenden Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Wenn wir wollen, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben, brauchen wir mehr integrative Angebote. Da kann der integrative Schulcampus eine gute Orientierung für andere Schulen in Mannheim bieten.

Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim

Und auch Mannheims Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb betont:

Der integrative Schulcampus Pestalozzi stellt ein fortschrittliches Lern- und Förderkonzept zur intensiven Begleitung und bedarfsorientierten Förderung von Schülerinnen und Schülern dar. Von den Maßnahmen profitieren alle Kinder der Grundschule, weil das Schul- und Lernklima sowie wie Unterrichtsqualität weiter verbessert werden. Mit dem Projekt werden erstmals auch im Bildungsbereich konkrete Erfolgskriterien als sogenannte Wirkungsziele wie beispielsweise Übergangsquoten auf weiterführende Schulen festgelegt. Somit bieten sich im Bildungsbereich ganz neue wirkungsorientierte Steuerungsmöglichkeiten auch hinsichtlich der Finanzierung und der Steuerung von Trägern.

Dr. Ulrike Freundlieb, Bürgermeisterin für Bildung, Kinder, Jugend und Gesundheit der Stadt Mannheim

Wirkungsvolle Partnerschaften

Das Förderkonzept wurde im Sinne eines Collective Impact-Ansatzes (dt. Gemeinsam Wirken) mit verschiedenen (Bildungs-) Partnern entwickelt, welche auch bei der Umsetzung fest eingebunden sind. Dazu gehören die Stiftung Fairchance, das Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche, Teach First Deutschland gGmbH und KinderHelden gGmbH. Dieser wirkungsorientierten Zusammenarbeit liegt die Erfahrung zu Grunde, dass komplexe Probleme nur gemeinsam gelöst werden können.

Bildungsbenachteiligung von Kindern aufgrund ihrer Herkunft, Religion, ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Geschlechts ist in Deutschland nicht akzeptabel. Für eine verlässliche, nachhaltige und ganzheitliche Förderung von Kindern müssen Akteure aus Bildung, Sozialarbeit und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Das Pilotprojekt in der Mannheimer Pestalozzischule setzt genau dort an.

Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung

Denn auch in Bezug auf die Finanzierung werden zusätzliche Partner eingebunden. Der „Integrative Campus Pestalozzischule“ wird durch einen sozialen Förderer, die BASF SE, vorfinanziert.

Mit unserem Engagement wollen wir das Umfeld an unseren Standorten mitgestalten und das gesellschaftliche Miteinander stärken. Deshalb unterstützen wir Projekte, die Teilhabe und Integration ermöglichen. Durch die Vorfinanzierung des Integrativen Campus Pestalozzischule tragen wir zur Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund bei. Für ihre Bildungschancen ist das ein großes Plus.

Michael Heinz, Mitglied des Vorstands der BASF SE

Die Höhe der Rückzahlung richtet sich danach, inwieweit die vorher vereinbarten Wirkungsziele des Projekts erreicht werden. Durch diese erfolgsabhängige Rückvergütung zahlt die Stadt Mannheim ausschließlich für messbare positive Wirkung. Diese risikofreie Vorfinanzierung ermöglicht es der Stadt Mannheim, innovative Maßnahmen umzusetzen und frühzeitig einzugreifen. Das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus PHINEO hat das Projekt mit den Partnern gemeinsam entwickelt und übernimmt die zentrale Koordination. Auch Dr. Andreas Rickert, Vorstandsvorsitzender der Phineo gAG, betont den Innovationscharakter, den ein Social Impact Bond haben kann:

Mit dem Social Impact Bond in Mannheim werden vielversprechende und wirkungsorientierte neue Ansätze erprobt, um die Chancengleichheit in Grundschulen zu verbessern.

Dr. Andreas Rickert, Vorstandsvorsitzender Phineo gAG

Mehr Informationen zum Pilotprojekt „Bildungschancen für Kinder verbessern“ gibt es in unserem Informationsblatt zum Download!